Die Hoffnung gibt mich nicht auf - Lyrik und Prosa: Der Ruf

www.gunnar-schuberth.de | 26. Januar 2009 | 20:04

Der Ruf

Sie klopfen an deine Tür.
Sie rufen dich.

Ich bin nicht bereit, sagst du.
Es ist zu früh.
Und wenn ich aufschreckte in der Nacht,
von Ahnung geweckt,
so hatte das nichts zu bedeuten.
Eine Störung des Stoffwechsels,
die vorübergeht.

Sie stehen vor deiner Tür.
Sie warten
Sie rufen dich.

Geht weiter, sagst du.
Ihr findet einen andern.
Und warum ich?
Ich bin nur einer,
der hinter der Tür kauert und hofft,
dass ihr weitergeht.

Sie klopfen an deine Tür.
Das Pochen wird lauter,
dringt durch deine Hände,
die gegen die Ohren pressen.

Wir rufen dich, sagen sie.
Atem und Worte
in der Eiswüste deines Herzens,
wo alles erstarrt ist.

Wir rufen dich,
weil du uns gerufen hast.

Stichworte:
aufbruch
ruf

Zurück zu den Einträgen Eintrag kommentieren

Kommentare: 0

Mark

(Homepage)

am 27. Januar 2009 um 20:01

Hallo!
Interessante Lyrik. Ich komme nur nicht dahinter, wer "sie" sind. Die Gesellschaft? Die eigenen Gedanken? Gib mir doch bitte einen TIpp!

Gunnar Schuberth

(Homepage)

am 28. Januar 2009 um 14:24

Wenn man ein Gedicht vollständig erklären kann, dann hat es meiner Meinung nach keine Magie. Ich kann das, was ich schreibe, oft selbst nicht verstehen.
Inspiration für dieses Gedicht habe ich von dem Buch 'Der Heros in tausend Gestalten' von Joseph Campbell. Da geht es in einem Abschnitt um die Berufung des Heros, die ihn dazu bringt, aus seiner gewohnten Tagwelt aufzubrechen, um die erste Schwelle zu überschreiten und die unbekannte Nachtwelt zu betreten.
Ich weiß nicht, ob das Gedicht mit dieser Erläuterung klarer wird. Ich denke auch, dass es verschiedene Deutungen geben kann und diese immer auch von dem Leser oder der Leserin des Gedichts abhängen.

Maria

(Homepage)

am 29. Januar 2009 um 10:11

Also ich muss mich da anschließen, ein Gedicht deutet man immer als Leser individuell und wahrscheinlich auch aktuell. Ich habe zum Beispiel gerade ein Buch, was ich lese, in dem es sich um Vampire dreht. Als ich das Gedicht las, konnte ich das darauf beziehen. Der Ansatz mit der Gesellschaft ist aber auch nicht schlecht, ich denke, das Ganze lässt es zu, auf vielfache Weise und für viele Situationen passend gedeutet zu werden.