Worte zum Sonntag

Schöne Worte, gute Rezepte.
Da können wir uns
ein feines Leben backen.
Das schmeckt lecker.

Aber ich bin ein schlechter Koch,
streue Salz in die Wunden.
Zuviel Essig, der alles verdirbt.

Und wir liegen im Bett
mit Magendrücken,
vergeblich hoffend auf ein Rezept,
das auch mir gelingt. 

 

Atompilz im Westen

In einem Biergarten
kann es geschehn.
Ein Sonntagnachmittag
so tödlich langweilig
wie viele vor ihm.

Und wir sitzen und trinken.
Kinder spielen im Gras.
Schwitzende Männer
halten sich an Bierkrügen fest.

Und wir sitzen und trinken,
bis die Hitze und das Bier
unsere Hirne erweicht.

Und irgendwann sagt Markus,
dass er jetzt da ist.
Der riesige Atompilz im Westen.

Und er fragt,
was wir tun sollen.
Gleich kocht unser Bier.

Ich weiß es nicht.
Aber ich trinke schnell aus,
damit nichts übrigbleibt. 

 

Gestern in einem unvorsichtigen Augenblick

Gestern in einem unvorsichtigen Augenblick
dachte ich, es könnte einfach sein,
leicht wie der Flug einer Schneeflocke.

Gestern in einem unvorsichtigen Augenblick
dachte ich,
dass der Tod ein kleines Mädchen ist,
das lächelt und sagt:

Geh nur den einen Schritt.
Dreh dich nicht um
Und lass alles hinter dir.

So einfach wie das Laufen auf einer Blumenwiese.
Immer weiter gehen bis zum Horizont und darüber hinaus
und dann verschwinden im Nichts.

Gestern in einem unvorsichtigen Augenblick
getragen von Übermut
dachte ich, der Tod hätte keinen Schrecken.

Auf dem Weg vom Bus nach Hause
durch eine Welt aus tanzenden Schneeflocken.

Ich zitterte auf einmal,
Kälte kroch in die Rippen.
Mein Körper wusste es besser.

Nicht jetzt, nicht jetzt.
Nicht jetzt dem Mädchen mit dem Lächeln begegnen.

Nicht jetzt
Es ist noch so viel Zeit.

 

 

In Wortgetümmel und Geschrei

In der Frühe fängt es an.
Du bist noch müde vom Schlaf,
noch hängt ein Traum in deinen Gehirnwindungen fest.

Das Geplapper der Welt erwacht,
hüllt uns ein wie heiße Luft aus Nordafrika.

 

In all dem Wortgetümmel und Geschrei
such ich das Wort,
das eine,
das glüht
vor Schwere
und Bedeutung.

Ich such nach Dir,
dem Du im Wir.

 

In all dem Wortgetümmel und Geschrei
such ich die Melodie,
die eine,
die still in allen Tönen wohnt.

Ich such die Tat,
die Ketten sprengt,
und Wüsten Regen schenkt.

Ich such nach Dir,
dem Du im Wir.

 

Sag du das Wort.
Spiel du die Melodie.
Vollbring die Tat,
so dass
der Augenblick gelingt,
die Melodie erklingt,
das Wort gesprochen wird.

 

Drachensteigen

Und wenn der Drachen so hoch steigt
dass er hinter den Wolken verschwindet
bis er nicht mehr zu erkennen ist.

Und wenn der Drachen immer noch steigt
Auch wenn es Nacht ist und Morgen
Und wieder Nacht und die Tage vergehen

Und ein anderer da steht
Und die Schnur weiter aufrollt.

Und wenn der Drachen die Atmosphäre verlässt und anstößt
An den Rand der Galaxie und in einen Sternennebel eintaucht
Und ein Stern wird unter Milliarden anderer Sterne

Und der Junge am anderen Ende der Drachenschnur
Nicht mehr ein Junge ist
Sondern eine Idee am Anfang eines Gedichts
die wie ein Drachen ist
der immer höher steigt.

 
Über mich
Gedichte, Satiren und Sonette von dem Autor Gunnar Schuberth
Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de

Blogverzeichnis

frisch gebloggt

Listinus Toplisten

21Publish - Cooperative Publishing