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Rundmail der Kernighausener Freunde der Atomkraft e.V.

Liebe Mitglieder und Freunde der Atomkraft,

es sind schwere Zeiten. Kein Zweifel kann daran bestehen, dass wir Atomkraftbefürworter in der Defensive sind. Die Atom-Katastrophe in Japan ist Wasser auf den Mühlen unserer politischen Gegner, die, ohne an die Opfer der Katastrophe zu denken, aus den Vorfällen politisches Kapital schlagen.

Wir Freunde der Atomkraft aus Kernighausen waren auf unserem letzten Vereinstreffen einhellig der Meinung, dass wir unbedingt etwas gegen die herrschende Stimmung tun müssen.
Denn bei uns in Kernighausen gab es schon erste Panikreaktionen.

Maxl Huber, unser erster Schriftführer, weinte bei unserem letzten Treffen. Er hat Angst, dass er bald auf seinen geliebten riesigen Flachbildfernseher verzichten muss, weil wir ohne die Atomkraftwerke keinen Strom mehr haben.
Damit der Maxl Huber auch weiterhin seine Lieblingssendung ‚Bauer sucht Frau‘ sehen kann, haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir die Menschen wieder für die Atomkraft gewinnen können.

Um das Image der Atomkraft nachhaltig zu verbessern könnte man den deutschen Fernsehsendern eine Serie vorschlagen, die den Alltag in einem Atomkraftwerk zum Thema hat.
Unsere zweite Vorsitzende Traudl Schwetzinger hatte diese Idee. Die Hauptfigur wäre ein Atomtechniker, der durch ein traumatisches Ereignis in seiner Jugend zur sauberen Atomkraft bekehrt wurde. Damals war sein Wellensittich aus seinem Käfig entflohen und von den gnadenlosen Rotoren einer Windenergieanlage in tausend Stücke gerissen worden. Angesichts des Anblicks seines zerfetzten Lieblings schwor unser Held, fortan für eine Energie zu kämpfen, in der nie mehr unschuldige Wellensittiche grausam zu Tode kommen.
Als Titel gefiele uns ‚An jedem strahlenden Montag'. Traudl meinte, dass sie und alle ihre Freundinnen eine solche Serie mit Begeisterung verfolgen würden.

Eine weitere, besonders originelle Idee ist mir beim fünften Bier in unserem Dorfwirtshaus, dem Roten Ross, eingefallen.
Warum nicht, wie es uns die Amerikaner schon vorgemacht haben, eine Verschwörungstheorie in die Welt setzen, die den Menschen zeigt, wer wirklich schuld an dem Drama in Fukushima ist.
Nach dieser Verschwörungstheorie war der Verursacher der japanischen Katastrophe eine radikale Gruppe von Naturschützern, deren Ziel es ist, die Atomkraft zu diskreditieren.

Bei einer Protestaktion gegen die Ölindustrie wollten sich die radikalen Naturschützer an Ölbohrtürme vor der japanischen Küste anketten. Als sie dabei den riesigen Kopf des sagenhaften Monsters Godzilla mit einer Ölplattform verwechselten und auf diese Weise von der tatsächlichen Existenz dieses japanischen Monsters erfuhren, war ihr Plan perfekt. Sie scheuchten das Monster mit einem Harpunenangriff auf, so dass es in größter Panik wild um sich schlug, was wiederum den großen Tsunami ausgelöst hat.

Freddy Gruber, dem Wirt vom Roten Ross, habe ich die Geschichte gleich erzählt und der hat alles sofort geglaubt. Seine Reaktion hat mich optimistisch gestimmt, dass unser Dorfwirtshaus die Quelle einer Verschwörungstheorie sein könnte, die sich in Kürze über die ganze Welt verbreitet.

Bei unserem letzten Treffen wurde auch zu Recht angemerkt, dass man unbedingt etwas tun müsste gegen die verbreitete hysterische Stimmung unter uns Deutschen.

Wie weit ist es gekommen, hat unser zweiter Vorsitzender Willi Buschnagel gefragt, dass wir Deutschen uns wegen allem in die Hosen machen.
Wir haben Angst vor der Schweinegrippe, vor dem Rinderwahnsinn, dass der Blitz einschlägt oder dass uns das Bier im Kühlschrank ausgeht.

Um dem Volk ein Beispiel von Mut und Unerschrockenheit zu geben, schlage ich eine Solidaritätstafel für unsere japanischen Freunde von der Atomindustrie vor.
Bei dieser Tafel sollte es ausschließlich verstrahlte Lebensmittel aus der Umgebung von Fukushima geben.
Dazu will ich ausgewählte Freunde aus der Regierung einladen. Politiker, die seit Jahren für die Atomkraft eintreten.

Wenn der deutsche Fernsehzuschauer dann sieht, wie wir und unsere geschätzten Politikerfreunde mit einem souveränen Lächeln ein mit 1000 Becquerel verstrahltes Sushi verzehren, wie wir ohne mit der Wimper zu zucken ein Glas Original-Kühlwasser aus dem Reaktorblock 3 des Atomkraftwerks Fukushima trinken, dann bin ich sicher, dass das deutsche Volk uns Freunde der Atomkraft in einem völlig neuen Licht betrachtet.

Denn wir Atomfreunde haben nur eine Furcht. Die Furcht, dass uns irgendwann ein Windrad auf den Kopf fällt.

Und unsere Freunde aus der Politik wären das lebende Beispiel, dass es auf keinen Fall die Radioaktivität sondern der Alkohol ist, der unsere Gehirnzellen mit atemraubender Geschwindigkeit verschwinden lässt.

In diesem Sinne hoffe ich auf eine strahlende Zukunft.

Euer Vorsitzender

Fritz Kungler



 

Atompilz im Westen

In einem Biergarten
kann es geschehn.
Ein Sonntagnachmittag
so tödlich langweilig
wie viele vor ihm.

Und wir sitzen und trinken.
Kinder spielen im Gras.
Schwitzende Männer
halten sich an Bierkrügen fest.

Und wir sitzen und trinken,
bis die Hitze und das Bier
unsere Hirne erweicht.

Und irgendwann sagt Markus,
dass er jetzt da ist.
Der riesige Atompilz im Westen.

Und er fragt,
was wir tun sollen.
Gleich kocht unser Bier.

Ich weiß es nicht.
Aber ich trinke schnell aus,
damit nichts übrigbleibt.